Thema: Ich habe Angst...

Nach einer langjährigen Beziehung habe ich vor wenigen Wochen eine tolle Frau kennengelernt und mit ihr eine lockere Affäre begonnen. Bei unserem vierten Treffen sagte sie mir dann, dass sie seit 8 Jahren HIV positiv ist. Ich war verständlicherweise wie vor den Kopf geschlagen und habe nun Panik mich angesteckt zu haben. Sie meinte zwar, dass ich mich auf keinen Fall infiziert haben könnte, aber Zweifel und Ängste bleiben. Folgende Praktiken haben wir ausgeübt:

1. Vaginalverkehr mit Kondom: Meines Wissens ging dabei nichts schief mit dem Kondom, so dass dadurch keine Übertragung möglich ist, oder?

2. Fellatio: Ist für den empfangenden Mann wohl auch eher ungefährlich, oder? Was aber, wenn sie beispielsweise eine kleine Wunde oder Zahnfleischbluten hatte?

3. Cunnilungus: Meine größte Sorge! Kann ich mich durch eigene Verletzungen im Mund oder durch Herunterschlucken des Vaginalsekrets angesteckt haben? Die Literatur zu diesem Thema ist ja recht uneinheitlich. Der Mann von der AIDS.Hotline meinte es bestünde ein Risiko. Hat er Recht?

4. Finger in der Vagina: Kann ich mich beim Fingern durch kleine Wunden z.B. unter dem Nagel anstecken?

Bitte helfen Sie mir, ich kann kaum noch an etwas anderes denken als an eine mögliche Infektion....

Wie soll ich nun mit der Frau umgehen? einerseits bin ich total sauer, dass sie mir erst so spät die Wahrheit sagte, andererseits kann ich durchaus verstehen, dass dies zu sagen sehr schwer fällt. Ich kann aber nicht aus meiner Haut und so tun als ob nichts gewesen wäre...

Würden Sie mir zu einem AIDS-Test raten? Muss ich wirklich 12 Wochen warten oder kann ich bereits nach wenigen Wochen einen Test machen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit nach 6 Wochen bereits Antikörper zu finden? Kann ich auch nach 4 Wochen einen Test machen lassen und diesen dann 8 Wochen später wiederholen lassen?

Vielen Dank!

Entschuldigen Sie die Verzögerung, wir haben z. Z. viel Arbeit.
Grundsätzlich bringen Sie die Erfahrung vieler HIV-Infizierter Menschen mit neuen Beziehungen genau auf den Punkt: Es gibt eine Botschaft, die mitgeteilt werden muss, und es gibt keinen wirklich guten Zeitpunkt dafür. Je früher in einer Beziehung es mitgeteilt wird, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass der / die nicht infizierte PartnerIn sich abwendet. Je später es mitgeteilt wird, desto größer die Verletzung des Vertrauens des Gegenübers, wie bei Ihnen geschehen.

Die Situationen von 1 - 4 sind allesamt nach bisherigen Erfahrungen ohne bekannte Übertragungsrisiken. Es gilt für 2 - 4, dass ein Risiko theoretisch (v. a. bei langer Kontaktzeit und hoher Viruslast) konstruierbar ist, aber praktisch ist mir auf diesem Wege keine Übertragung bekannt geworden, es ist also sehr unwahrscheinlich, dass Sie sich infiziert haben könnten.
Sie und Ihre Partnerin haben sich safer verhalten durch konsequenten Kondomgebrauch beim Vaginalverkehr und daher die eigentlich für eine Ansteckung gefährliche Situation vermieden.

Für Ihr Verhältnis zueinander wird wohl nur das Sprechen über das, was zwischen Ihnen vorgefallen ist, helfen. Ich sehe da gute Chancen, dass Sie weiter gut miteinander auskommen können, denn Ihre Partnerin hat Ihnen ja die Mitteilung gemacht, dass sie infiziert ist (wenn auch später als es Ihnen lieb gewesen wäre) und Sie haben ja bereits Verständnis für das Zögern mit dieser Mitteilung formuliert.
Wenn im Moment Ihre Angst für weitere sexuelle Handlungen wie unter 1-4 beschrieben zu groß ist, geben Sie sich Zeit, meistens wird die Angst mit der Zeit weniger und Sie finden vielleicht später zu einem an der bekannten Realität der HIV-Übertragung orientierten Maß an Angst. In der Zwischenzeit könnten Sie die gemeinsame Sexualität so gestalten, dass es für Sie ohne die Beeinträchtigung durch die Angst angenehm ist.

Aus meiner Sicht können Sie sich einen Test sparen, da Sie kein erkennbares Risiko hatten.
Wenn Sie einen Test machen wollen, können Sie diesen auch schon nach 4 Wochen machen und diesen dann nach 8 Wochen noch mal überprüfen. Ich gehe allerdings wirklich davon aus, dass das überflüssig ist und Sie in beiden Tests keine Ansteckung feststellen werden (bzw. wenn, dann ist die Frage, ob diese nicht in Ihrer Vergangenheit vor dieser letzten Partnerin entstanden ist). Sie sehen, zu einem Test gehört eine gründliche Beratung. Diese bekommen Sie bei Gesundheitsämtern und AIDS-Hilfen.

Alles Gute für Sie und Ihre Beziehung!

Mir geht es derzeit ähnlich - ich habe Angst, mich infiziert zu haben. Ich war vor ca. 12 Tagen bei einer Prosituierten. Ich war schon öfter mal im Bordell. Normalerweise vollziehe ich da keinen Cunnilungugs, aber dieses mal hatte ich Lust dazu, weil sie mir gefallen hat und irgendwie nett war. Alles andere ist mit Kondom geschehen. Seit gestern habe ich Schwindelanfälle und Durchfall. Ich habe Panik, ich könnte mich mit dem HIV infiziert haben und das sind die ersten Symptome. Ich hab, als sie mir "anbot", sie zu lecken, noch gefragt, ob sie gesund wäre, was sie natürlich bejahte. Kann ja auch stimmen. Was mich irritiert und mir schlaflose Nächte bereitet, ist, dass ich diese Schwindelanfälle und den Darmvirus habe, wo ich sonst fast nie krank bin oder mich schlapp fühle. Wie hoch ist das Risiko? Ab wann macht ein Test Sinn?

Hallo Silvio

ich kann bei dem was Sie beschreiben kein Risiko für eine HIV-Infektion erkennen.
Die Symptome kommen also von woanders, vielleicht von Ihrer Seele.
Ein Test kann nur bestätigen, dass Sie sich in der Situation nicht infiziert haben. Der Test ist sinnvoll 3 Monate nach dem letzten erkennbaren Risiko.
Schöne Grüße,
Günther Frank