Thema: Unsicher, ob Kondom beschädigt und somit durchlässig?

Hallo liebes Forum-Team,

war vor knapp vier Wochen bei einer privaten Prostituierten. Nach dem Verkehr hat sie mich mit der Frage "Wo ist denn das Kondom? Schwanger werden fehlt mir in meinem Leben jetzt noch!" total nervös gemacht und seitdem ein wenig aus der Bahn geworfen. Vielleicht hat sie aber auch nur deshalb gefragt, weil sie sonst immer das Kondom beim Herausziehen festhält (war das vierte oder fünfte Mal bei ihr). Das Kondom war noch da, befand sich also auf meinem Penis und bedeckte offensichtlich noch meine Eichel, auch wenn ich natürlich nicht von unten auf das Kondom gucken konnte. Konnte auch keine Beschädigungen feststellen, allerdings stutzig machte mich, dass ich nicht wirklich Sperma vorne im Reservoir sah bzw. das Reservoir an sich nicht deutlich zu erkennen war. Habe dann das Kondom abgezogen und zwei Finger reingesteckt und da war das Reservoir doch noch deutlich zu sehen. Meine auch, dass dann doch zumindest ein wenig Sperma meine Finger heruntergelaufen ist und eventuell sogar etwas herausgetropft ist. Mir sind keine kleinen Löcher oder sonstige Beschädigungen aufgefallen, allerdings habe ich das Kondom leider nicht abschließend auf Herz und Nieren geprüft, da die Dame das Kondom dann gleich entsorgt hat. Auch sie hielt es nicht für nötig, es nochmals selbst einer Kontrolle zu unterziehen. Über die Gefahr der Übertragung von Geschlechtskrankheiten haben wir dabei nicht gesprochen. Bislang habe ich auch keine Anzeichen für eine sexuell übertragbare Krankheit, aber ich mache mir trotz allem echt Sorgen wegen der Übertragung von HIV, da ich schon zwei echte Risikosituationen hatte und danach jeweils eine schwere Zeit durchgemacht habe. Irgendwie kommt das jetzt alles wieder hoch in mir?

Liebe Grüße

Hallo Chris,

obgleich Sie am Ende Ihrer Zuschrift ein „?“ gesetzt haben, kann ich in Ihrem Text keine Frage an uns erkennen, er wirkt mehr wie eine Erzählung, die Sie einfach los werden wollen.
Inhaltlich finde ich die Situation so unklar, dass ich nicht entscheiden kann, ob das Kondom noch als Schutz über der Eichel war oder nicht (Sie schränken das auch ein wenig ein und es bleibt unklar, ob Sie gesehen haben, dass es noch darüber war oder nicht).
Durch die Unsicherheit, was gewesen ist, bleibt zum einen der Rat, dass Sie mit dem, was für Sie „eine schwere Zeit“ ist, eine Beratungsstelle aufsuchen und dem auf die Spur zu kommen versuchen, was Sie so sehr beschäftigt. Zum anderen könnten Sie Kontakt mit der Prostituierten aufnehmen und sie fragen, ob und wann sie zuletzt einen HIV-Antikörper-Test gemacht hat. Vielleicht ist es klar, dass sie nicht infiziert ist.

Schöne Grüße,

Günther Frank

Entschuldigen Sie, dann habe ich mich wohl einfach nicht klar ausgedrückt. Das Kondom bedeckte von oben gesehen definitiv meine Eichel, nur unten habe ich vor dem Abziehen ja eben nicht sehen können. Da ich aber zwei Finger anschliessend zwei Finger eben zum Überprüfen rein gesteckt habe und mir dabei auch nichts offensichtliches aufgefallen ist (auch das Reservoir war dabeideutlichvzu sehen und zu erkennen) bin ich eigentlich von keinem Risiko ausgegangen. Es bleibt aber leider die Ungewissheit, ob nicht unten an der Eichel doch ein kleiner Riss zu übersehen war. Es ist halt so, dass mir das Sperma im Kondom sichtbar fehlte. Allerdings ist mit Sicherheit etwas meine Finger heruntergelaufen. Da der Akt doch recht lange dauerte, frage ich mich und Sie jetzt, ob ein kleiner Riss entstanden sein könnte und dieser das Kondom nicht weiter zum Reißen gebracht hat oder ob das Kondom nicht eigentlich doch mehr hätte aufreißen müssen durch den Verkehr.
Das war mein eigentlicher Grund der Anfrage.

Hallo Chris,

kleine Schäden am Kondom führen meist zum Zerreißen beim Verkehr, ob dies jedoch immer der Fall ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß jedoch, dass Kondome, die das CE-Siegel tragen, so gut getestet werden, dass sie keine Mängel haben. In Ihrem Fall ist es jedoch so, dass eine weitere Frage ist, ob das Kondom die Eichel ganz bedeckt hat oder ob es so weit abgerutscht war, dass es unten (also auf dem Ihrem Blick abgewandten Seite) evtl. die Eichel nicht mehr ganz bedeckt hat. Das bleibt mir bei Ihrer Beschreibung unklar.

Schöne Grüße,

Günther Frank

Ehrlich gesagt verwirren Sie mich jetzt sehr! Sonst haben Sie bislang doch immer geäußert, dass ein Kondomeinriss dazu führt, dass es weiter beschädigt wird, so dass es auf gar keine Fall übersehen werden kann, und das sogar mehrfach und immer wieder. Bei mir weichen Sie jetzt plötzlich davon wieder ab. Es hing nichts runter am Kondom und ich habe ein ganzes Kondom in der Hand gehabt, von daher, frage ich mich, wie klein soll eine eventuelle Beschädigung denn gewesen sein und kann dadurch eventuell HIV überhaupt übertragen werden? Das ist doch am Ende meine und die alles entscheidende Frage...

Hallo Chris,

Sie haben Recht, ich gehe davon aus, dass kleine Risse im Kondom bei der Reibung des Verkehrs zum Reißen führen. Es gibt dazu aber so weit ich weiß keine Studien, aber sehr wohl gibt es Studien zur Sicherheit von Kondomen und von dieser können wir ausgehen. Die Situation scheint bei Ihnen auch damit zu tun zu haben, dass Sie mehr Spermaflüssigkeit im Kondom erwartet hätten und diese zugleich evtl. NACH dem Verkehr herausgelaufen ist. Dass sie beim Verkehr durch eine kleine Beschädigung im Kondom ausgetreten sein könnte, ist auch schwer vorstellbar.
Ich lese aber auch noch, dass das Kondom ein Stück weit abgerutscht war, so dass Sie von oben sehen konnten, dass die Eichel noch bedeckt war – aber von unten? Also war das Kondom auch an der Unterseite des Penis noch so weit drauf, dass die gesamte Eichel geschützt war? Auch diese Frage kann im Hinblick auf eine Möglichkeit der Infektion entscheidend sein.
Ihr Hinweis, dass der Akt recht lange dauerte, macht eine Beschädigung des Kondoms, die nicht zum Zerreißen führt, sehr unwahrscheinlich.
Grundsätzlich ist HIV so klein, dass kleine Beschädigungen im Kondom ein Durchkommen von HIV theoretisch möglich machen. Jedoch gibt es diese Beschädigungen so selten, dass alle Untersuchungen, die zum Thema Kondome als Schutz vor HIV gemacht wurden, klar zeigten, dass das Kondom einen zuverlässigen Schutz darstellt.
Ich fasse zusammen: Wenn das Kondom nicht so weit abgerutscht war, dass Sie evtl. an der Eichel mit evtl. infektiöser Scheidenflüssigkeit in Berührung gekommen sind, halte ich die Situation für kein Risiko.

Schöne Grüße,

Günther Frank

Danke Ihnen an dieser Stelle erst mal für Ihre ausführliche Beratung und Stellungnahme. Nun zu Ihren Rückfragen:
Das Kondom an sich ist definitiv nicht abgerutscht, da ich es selber als Ganzes von unten abgezogen habe. Das Kondom war also grundsätzlich noch drauf und lag fest an. Wenn überhaupt kann es sich nur um eine Beschädigung, in welcher Form und von welchem Ausmaß auch immer, handeln, die ausschließlich auf der Unterseite meines Penis und meiner Eichel entstanden ist, welche eben bei meinen Prüfvorgang dann doch irgendwie unentdeckt blieb. Das halte ich ja selbst für völlig unwahrscheinlich und dazu wollte ich eben einfach mal ihre Meinung hören. Könnte es denn sein, dass das Sperma nicht im Reservoir war, weil dieses zu eng an meiner Eichel anlag und so sich eben unter dem Kondom auf meiner Eichel und meinem Penis verteilt hat. Konnte beim Abwischen und Saubermachen im Bad auch Flüssigkeitsreste auf meiner Eichel oben sehen. Das kann ja unmöglich Scheidensekret gewesen sein, da das Kondom an dieser Stelle deutlich sichtbar meine Eichel bedeckt hat. Selbst wenn es ein Loch im Kondom auf der anderen Seite der Eichel gegeben hätte, ist es doch physikalisch nicht möglich, dass dort dann Scheidensekret hingekommen ist, oder wie beurteilen Sie das?
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht unbedingt mehr Sperma erwartet hätte, darum geht es mir im Grunde natürlich nicht, sondern ich war etwas verwirrt, da ich nicht wirklich was gesehen habe, als ich vin oben heruntergeguckt habe. Hätte die Frau es denn davon abgesehen nicht auch merken oder spüren müssen, wenn Sperma in ihrer Scheide austritt?

Hallo Chris,

ja, das kann sein, dass das Ejakulat sich, wenn das Kondom beim Verkehr bis zuletzt eng anliegt, unter dem Kondom ein wenig verbreitet.
Ein Loch im Kondom führt, wie geschrieben, nach meiner Einschätzung eher zum Zerreißen des Kondoms. Sie können das selbst ausprobieren, nehmen Sie ein Kondom und machen Sie mit einer Nadel ein kleines Loch hinein. Ziehen Sie dann ein wenig an dem Kondom und sie werden sehen wie es rasch zerreißt. Daher ist die Idee mit dem Loch auf der Unterseite nicht wahrscheinlich.
Auf Ihre Frage jedoch, wenn es denn ein Loch im Kondom gäbe, das nicht zum Zerreißen führen würde, denke ich schon, dass es physikalisch möglich ist, dass auch kleine Mengen von Scheidenflüssigkeit eindringen würden je nach Dauer des Verkehrs, Größe des Lochs und Menge an Flüssigkeit.
Ob eine Frau das Austreten von Sperma in der Scheide spürt ist sicher auch abhängig von der Situation. Sie stellen sich ja das Austreten von Spermaflüssigkeit durch ein kleines Loch im Kondom vor, das ist wahrscheinlich auch von einer Frau mit sehr sensibler Vaginalschleimhaut nicht spürbar.

Schöne Grüße,

Günther Frank

Wollte eigentlich nicht mehr schreiben, aber eine Frage bleibt dann ja noch offen. Vor allem die Aidshilfe Salzburg geht in ihrem Forum grundsätzlich davon aus, dass solche Mengen Scheidenflüssigkeit, wenn es denn überhaupt welche war, nicht für eine HIV-Übertragung ausreichen. Teilen Sie diese Meinung? Dazu kommt ja noch, dass die Flüssigkeit, die ich auf meiner Eichel gesehen habe oben war, also da, wo ich das Kondom sehen konnte und eben nicht sichtbar beschädigt war. Mit physikalisch unmöglich meinte ich eher, dass die Scheidenflüssigkeit nicht durch ein Loch unten an der Eichel eindringt, sich beim Verkehr verselbstständigt und nach oben auf die Eichel bewegt und gelangt. Das klingt sogar mir zu konstruiert und halte ich einfach nicht möglich. Darauf war das physikalisch eher bezogen, auch wenn ich das so nicht eindeutig beschrieben habe.
O.K., am Ende ist es für mich auch völlig unerheblich, ob sie das eventuell ausgetretene Sperma in ihrer Scheide gespürt hat oder nicht, da ich keine Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft habe (bin nämlich zeugungsunfähig) und sie mich auch nicht nach sexuell übertragbaren Krankheiten gefragt hat. Was auch immer das heißen mag! Entweder schert sie sich nicht darum, was ich eigentlich nicht glauben kann, oder sie ist tatsächlich bereits HIV-infiziert, wozu ich natürlich keinerlei Aussagen machen kann oder aber sie hat Vertrauen, dass ich keine sexuell übertragbaren Krankheiten habe, was mir auch schwer zu glauben fällt.

Hallo Chris,

die Menge an Scheidenflüssigkeit, die für eine HIV-Übertragung ausreicht, ist nicht exakt bestimmbar. Klar ist, dass in der Scheidenflüssigkeit die Konzentration von HIV allgemein geringer ist als in Spermaflüssigkeit und in dieser wieder geringer als in Blut.
Welche Menge genau übertragungsrelevant ist hängt ab von der Viruskonzentration in der Flüssigkeit, dazu gehört auch, ob es Verdünnungen gibt (z. B. durch Einsatz von Gleitmittel), von der Eintrittspforte (verletzte Schleimhaut nimmt HIV besser auf als gesunde) und dem Druck / der Reibung, mit der die Viren an und in die Eintrittspforte gebracht werden, schließlich von der generellen Aufnahmebereitschaft des Organismus, der HIV aufnehmen könnte.
Zusammenfassend schätze ich Ihren Fall eher so ein, dass das Kondom mit höchster Wahrscheinlichkeit kein Loch an der Stelle, die Sie nicht sehen konnten, gehabt hat.

Schöne Grüße,

Günther Frank