Thema: Ansteckungsgefahr beim OV trotz Kondom

Hallo zusammen,
ich schiebe seit einigen Tagen (hoffentlich unbegründete) Panik und hoffe, dass mich jemand beruhigen kann.
Ich hatte vor zwei Tagen einen One-Night-Stand bei dem es nun OV gekommen ist, bei dem ich aber auf die Verwendung eines Kondoms bestanden habe.
Durch die Reibung mit dem Latex wohl ist in meinem Mund zu einer Wundscheuerung gekommen. Geblutet hat es nicht, aber es tat die ersten Tage noch was weh im Mund. Der Bereich war gerötet,oberflächlich wund, ich will nicht ausschließen, dass es ne minimale offene Wunde war, aber geblutet hat es definitiv nicht.
Ich habe dann auch den OV schließlich abgebrochen.
Nun meine Frage: ich weiß, es mag albern sein. Der Mann hatte sich das Kondom vor dem OV selber übergerollt. Es kann doch sein, dass sich an seinen Händen bereits Lusttropfen o.ä. befunden haben. Das kann doch in Kontakt mit dem wunden Bereich in meinem Ymund gekommen sein und eine Infektion bewirken, oder?
Ich weiß, ich spiele wahrscheinlich verrückt, aber ich denke nur daran. Auch wegen des leichten Wundschmerzes in meinem Mund. Das wäre doch dann die ideale Eintrittspforte, oder?

Besten Dank schon mal für Antworten.
LG Steffi.

Hallo Steffi,

Sie schreiben nicht, an welche Infektion Sie bei Ihrer Frage denken, ich gehe davon aus, dass Sie HIV meinen.
Infektionen bei OV mit Kondom sind nicht bekannt und auch gänzlich unwahrscheinlich. In Ihrem konkreten Fall denken Sie an eine so geringe Menge von potentiell infektiöser Flüssigkeit, die auf der Außenseite des Kondoms hätte sein können, dass diese durch Ihren Speichel rasch derart verdünnt worden wäre, dass eine Infektion nicht mehr zu erwarten gewesen wäre. Wenn Sie sich wegen der wunden Stelle im Mund Gedanken machen, wird es gänzlich unwahrscheinlich, da Sie diese nach Ihrer Schilderung erst im Laufe des OV bekommen haben und dann längst keine relevante Menge von HIV mehr im Mund gewesen sein dürfte.

Schöne Grüße,

Günther Frank

Vielen Dank für Ihre Antwort Herr Frank.
Ja, ich dachte bei der Infektion an HIV.
Wie sieht es denn generell aus mit dem Lusttropfen. Enthält dieser schon eine ausreichend hohe Virenzahl?
Ich bin der festen Überzeugung, dass die wunde Stelle durch die Reibung mit dem Latex entstanden ist, da ich einige Stunden vorher absolut nichts in meinem Mund hatte und während des OV nach einiger Zeit gemerkt habe, dass da ne Wunde Stelle ist.

Viele Grüße steffi

Hallo Steffi,

ob die Anzahl von HIV im Lusttropfen für eine Ansteckung reicht oder nicht ist nicht sicher, die Forschung in dem Bereich ist nicht einfach und so weit ich weiß, gibt es keine Fälle, bei denen eine Ansteckung mit dem Lusttropfen erfolgt ist. Was klar ist, ist die Tatsache, dass HIV (in Zellen gebunden) in Lusttropfen gefunden worden ist, daher ist die Sachlage so, dass eine Ansteckung mit Lusttropfen nicht sicher auszuschließen ist. Ich würde dabei allerdings davon ausgehen, dass es eher ein Risiko bei Analverkehr ohne Kondom gibt, wenn der Lusttropfen also insgesamt an eine leicht infizierbare Stelle gelangt. Hier ist allerdings auch fraglich, ab wann Ejakulat im Spiel ist.
In Ihrem Fall ist es sicher so, dass die Vermischung mit Ihrem Speichel die, falls überhaupt vorhandene, geringe Menge von Lusttropfen auf der Kondomaußenseite so weit verdünnt hat, dass ich da kein Risiko für eine Infektion mit HIV sehe.

Ich habe grad die Nachweise für HIV im Lusttropfen zur Hand, ich hänge das mal an, es ist aus: HIVreport 2/2011 Der Lusttropfen

Sie finden den gesamten HIVreport im Internet, wenn Sie das Stichwort in eine Suchmaschine eingeben.
Hier der Text:

„HIV im Lusttropfen
In lediglich zwei kleineren Studien aus dem
Jahr 1992 wurde untersucht, ob der Vortropfen
HIV enthält. Aufgrund der schwierigen
Gewinnung von Prä-Ejakulat gibt es keine
uns bekannten weiteren Untersuchungen.
In der Studie von Ilaria und Kollegen [10] erfolgte
der Nachweis durch eine DNAMessung2,
in der Studie von Pudney und Kollegen
[11] mit Markierung durch Antikörper
gegen HIV-Bestandteile. Ergebnis: es lassen
sich bei den meisten der 23 untersuchten
HIV-Positiven Immunzellen3 im Lusttropfen
nachweisen, die HIV enthalten.
In keiner der beiden Studien gibt es Angaben
über eine Messung von freien Viren im Sekret.
Aussagen über die Konzentration (sog. Viruslast)
bzw. Vergleiche der Konzentrationen
von HIV im Lusttropfen mit HIV im Ejakulat
wurden in den Studien nicht gemacht.
Als Ergebnis der Studien gilt seitdem, dass
die Vorflüssigkeit eher weniger HIV enthält
als Sperma, aber potenziell infektiös ist. Allerdings
kann man aus den Untersuchungen
keine sicheren Angaben darüber machen, ob
und unter welchen Umständen die Vorflüssigkeit
eine niedrigere oder höhere Konzentration
an Viren aufweist.
Es ist anzunehmen (aber noch nicht wissenschaftlich
untersucht), dass die Konzentration
von HIV in der Vorflüssigkeit in der akuten
HIV-Infektion höher ist - wie auch im Blut und
in den anderen Sekreten- und nach monatelanger
erfolgreicher HIV-Therapie niedrig
oder unter der Nachweisgrenze.
2 HIV ist zwar ein RNA-Virus. Wenn die Erbsubstanz
von HIV in die Erbsubstanz der menschlichen Zelle integriert
ist, muss sie -wie beim Menschen- in Form von
DNA vorliegen. Diese integrierte HIV-DNA kann gemessen
werden.
3 Prinzipiell“

Schöne Grüße,

Günther Frank

Besten dank für Ihre Antwort. Ich mache mir einfach nur Sorgen für den Fall, dass die Wunde frisch bestanden haben sollte und dann ja beim ersten Kontakt von Mund mit der Kondomoberfläche auch direkt ein Kontakt zwischen Wunde und möglicherweise Lusttropfen stattgefunden hat und daher keine Vermischung mehr mit dem
Speichel stattgefunden hat. Ich weiß, ich reagiere übertrieben, aber solche Gedanken mache ich mir dann schon.
Vg Steffi

Hallo Steffi,

vielleicht hilft es Ihnen, zu erfahren, dass es mit Kondom keine dokumentierten Fälle von HIV-Übertragung gibt. Bei OV ist es sogar so, dass die Zahl der Infektionen, die weltweit bekannt wurden, bei denen es durch die Aufnahme von Ejakulat im Mund zu einer HIV-Infektion kam, nicht mehr als ca. 10 sind. Die Mundschleimhaut nimmt HIV nicht gut auf, daher die wenigen Fälle.

Schöne Grüße,

Günther Frank