Thema: Oral...wie so oft

Hallo,

ich glaube das ich ganz gut aufgeklärt bin, was die Übertragungswege in Bezug HIV betrifft.
Was mich irritiert sind die unterschiedlichen Aussagen in Bezug auf Oralverkehr.
Bei einigen Beratungsstellen wird generell vor HIV- Übertragung durch Oralverkehr gewarnt.
In diesem Frorum wird der aktive Oralverkehr bei einer Frau als ungefährlich eingstuft.
Ich habe diese Meinung im Freundeskreis vertreten, und stieß auf völliges Unverständniss.

Ich gehe sehr frei mit der Sexualität um, und habe auch keine übertriebene Angst vor HIV.
Verkehr gibt es bei mir nur mit Kondom.
Oralverkehr praktiziere ich ohne Kondom bzw. diese "Lecktücher".

Wie sicher kann man denn nun wirklich sein.
Ich weiß das es keine 100% Sicherheit geben kann, aber die unterschiedlichen Aussagen irritieren schon.

Lieben Gruß
vom Luemmel

Hallo Luemmel,

die Faktenlage bzgl. OV ist beschränkt, was leider zur Verwirrung beitragen kann.
Wir wissen lediglich, dass es Übertragungen gegeben hat, die durch die Aufnahme von Ejakulat (und zwar war es immer eine „vollständige“ Ejakulation) in den Mund erfolgt sind. Davon gibt es weltweit seit über 25 Jahren nur sehr wenige, aber das genügt, um diese Praktik der Aufnahme von Ejakulat als nicht safe zu beschreiben.
Dann wissen wir, dass beim Lecken an und in der Scheide einer Frau noch keine Übertragungen von HIV dokumentiert worden sind, ebenso wenig bei der Aufnahme eines Penis in den Mund ohne Ejakulation.
Aus diesen bekannten Fakten leiten sich die safer sex – Empfehlungen ab. Dann beginnt die Spekulation.
Es ist unklar, wie genau die Ansteckung im Mund, Rachen, Speiseröhre vonstatten geht.
Es ist unklar, ob nicht irgendwann die erste Ansteckung durch Cunnilingus dokumentiert werden wird. Usw.
Ein Fakt ist jedoch auch, dass HIV sich in Kreisen von Männern, die Sex mit Männern machen und dabei Analverkehr praktizieren, sich sehr schnell verbreitet hat. Ein Fakt ist auch, dass HIV in Kreisen von Frauen, die Sex mit Frauen machen, nur vorkommt, wenn eine Frau auch Sex mit Männern macht oder ein anderes Risiko hatte (z. B. Drogen spritzen mit Nadeln, die andere vorher benutzt haben).
Die Schlussfolgerungen aus diesen Kenntnissen sind je nach eigener psychischer Verfassung recht unterschiedlich, und was bleibt, kann Verwirrung sein.
Hilfreich ist manchmal, genau zu überlegen, wir die Wahrscheinlichkeiten sind. Und welche Funktion die eigenen Fantasien zur Ansteckung mit HIV für die eigene Psyche haben können.
Es ist nicht zu erwarten, dass bei der akribischen Erforschung der Übertragungswege von HIV ein wichtiger übersehen worden sein könnte.

Schöne Grüße,

Günther Frank