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Thema: Angst nach Vergewaltigung der Freundin
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Autor |
Beitrag |
Geschrieben von:
Anonym
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Liebes Stormarnforum-Team,
vor 4 1/2 Monaten wurde meine Freundin vergewaltigt. Dies hat natürlich besonders ihr, aber natürlich auch mir sehr zu schaffen gemacht.
Nach dem Vorfall wollte sie weder zur Polizei noch mit irgendjemandem außer mir darüber reden. Ich habe es nach zwei Tagen endlich geschafft sie dazu zu bewegen zum Arzt zu gehen, der sie untersucht hat.
Er konnte nichts ungewöhnliches feststellen, hat ihr aber angeraten nach 3 Monaten doch einen Test auf Geschlechtskrankheiten zu machen. In diesen 3 Monaten bin ich auf sehr großen körrperlichen Abstand gegangen.
Ich war mein Leben lang schon immer sehr ängstlich was Krankheiten angeht, insbesondere HIV und habe es somit kaum geschafft sie richtig zu küssen. Als sie mich dann einmal mit der Hand befriedigt hat, ist für mich fast die Welt zusammengebrochen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das übertrieben ist, aber die Tatsache, dass sie vergewaltigt wurde gab mir einfach das Gefühl, dass sie jetzt etwas haben MÜSSE.
Sie hat dann nach 3 1/2 Monaten einen Test gemacht und soll völlig gesund sein (ich sage "soll", weil ich das Ergebnis selber nicht gesehen habe, ihr aber da doch vertraue). Seitdem bin ich ihr gegenüber wieder ein weniger offner geworden, was körperliche Nähe angeht, die sie auch wieder sehr stark sucht. Das heißt ich habe sie mir öfter einen runterholen lassen, konnte sie wieder normal küssen und mit ihr duschen.
Jetzt haben wir dieses Wochenende einmal miteinander geschlafen und ich habe gesagt, dass ich es erstmal mit Kondom machen will, da ich mich dann wohler fühlen wurde. Außerdem habe ich sie einmal mit dem Finger befriedigt (sie gefingert / ihr einen gefingert (?)).
Auf einmal kommt in mir wieder diese extreme Angst hoch, dass ich sie es ja vielleicht doch haben könnte und der Test nicht richtig ist oder sie mich anlügt (was eigentlich nicht ihre Art wäre, da sie ein sehr liebenswerter Mensch ist) und ich mich entweder durch das Fingern oder durch die Sex trotz Kondom (das nicht gerissen ist, hab danach Wasser reingefüllt) angesteckt haben könnte. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass ich mittlerweile schon ein wenig zu doll am Rad drehe und probiere mich auch immer wieder zu beruhigen, aber werde nie ganz frei davon... ich hatte beim Fingern keine wirkliche Wunde und auch keine wirklichen Hautrisse oder so glaube ich, nur als ich mir die Hände gewaschen habe danach eine kleine rote Stelle, die später wieder weg war. Aber auch da mache ich mich ganz schön verrückt, dass es ja doch irgendwie durch die Haut gekommen wären könnte.
Könnt ihr mir irgendwie weiterhelfen, was die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung durch die Vergewaltigung, des Versagens des Tests und einer Ansteckung durch meine beschriebenen Praktiken angeht ?
Liebe Grüße!
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Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Hallo Anonym,
die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist nur gegeben, wenn die andere Person, in diesem Fall der Vergewaltiger, selbst ansteckend ist.
Dann kommt es eher auf die Praktik an, ob eine Ansteckung möglich ist. Sie haben die Vergewaltigung nicht spezifiziert („Vergewaltigung“ ist auch gegeben, wenn nicht mit dem Penis, sondern mit dem Finger, der Zunge oder einem Gegenstand gegen den Willen der anderen Person penetriert wird). Für HIV ist von möglichen Infektionen nur auszugehen, wenn mit dem Penis (ohne Kondom) penetriert wird. Anal ist, auch was HIV betrifft, besonders ansteckend, vaginal kann auch ansteckend sein, oral könnte ansteckend sein.
HIV wird bei Penetration mit Finger etc. nicht weiter gegeben, so weit unsere Erkenntnisse reichen.
Die Tatsache einer Vergewaltigung ändert nichts an einer möglichen Ansteckungswahrscheinlichkeit. Wenn hier ein Unterschied besteht, dann evtl. u. a. abhängig von der höheren Verletzungsgefahr an den Schleimhäuten, wenn die Penetration mit besonderer Gewalt erfolgt. Je größer die Gewalt, für desto höher halte ich das potentielle Ansteckungsrisiko.
Die Tests sind insgesamt sehr sicher und Sie können sich auf die Ergebnisse verlassen. 3 ½ Monate nach der Vergewaltigung sind die Testergebnisse ernst zu nehmen, die Zeitdauer reicht für sichere Ergebnisse aus.
Bei Ihren beschriebenen Praktiken halte ich eine Ansteckung mit HIV nicht für möglich, andere Geschlechtskrankheiten wären damit möglicherweise übertragbar. Aber da Ihre Freundin negativ getestet ist, wäre die exakte Antwort, dass keine Ansteckungsmöglichkeit vorliegt, unabhängig von den Praktiken, da Ihre Freundin nicht ansteckend ist.
Wenn Sie weiter so „am Rad drehen“, wäre ein Gespräch in einer Beratungsstelle sicher hilfreich, besonders die Bedeutung der Tatsache, dass Ihre Freundin vergewaltigt wurde, für Sie könnten Sie sich mit Hilfe einer/eines Beraters/Beraterin genauer ansehen.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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Geschrieben von:
Anonym
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Ich danke Ihnen schonmal für die beruhigende Antwort!
Das schlimme ist, dass Vernunft einfach eine eher kleine Rolle spielt in dem ganzen und ich jetzt das Gefühl habe alles für meine Freundin noch schlimmer zu machen durch meine Angst...
Ich werde als in der Tat mal überlegen mich an eine Beratungsstelle zu wenden, wenn ich ihr weiterhin nur so unaufgeschlossen sein kann.
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Geschrieben von:
Anonym
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Achja und wie wäre denn die Ansteckungswahrscheinlichkeit für den Fall, dass sie gelogen hat und doch positiv getestet ist ?
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Geschrieben von:
Gisela Staack
FB Gesundheit
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In der Tat werte ich ihr Verhalten für ihre Freundin und deren Verarbeitung nicht förderlich.
Ist ihre Freundin dadurch dass sie vergewaltigt wurde jetzt für sie weniger liebenswert , weniger attraktiv ? Hat sie früher auch gelogen oder unterstellen sie ihr das jetzt ? Wenn sie dem Test nicht glauben wollen, solten sie zu zweit zu Beratung und Test gehen.
Ihre Ansteckungsbefürchtungen sind unwiderlegbar.
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Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Antwort auf die mail vom 27.10.:
Hallo Anonym,
Sie machen es wohl nicht nur für Ihre Freundin schlimmer, sondern auch für Sie selbst. Die Idee mit der Beratungsstelle zu verfolgen könnte hilfreich sein, damit Sie mit Ihrer Angst evtl. anders umgehen können.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Antwort auf die mail vom 28.10.:
Hallo Anonym,
die Ansteckungswahrscheinlichkeit hängt von vielen Faktoren ab, es ist auch häufig so, dass frisch Infizierte in den ersten Wochen besonders ansteckend sind.
Die Ansteckungswahrscheinlichkeit hängt davon ab, wie viele Viren eine Frau im Vaginalsekret hat, ob GV ohne Kondom während der Menstruation stattfindet, ob auch AV ohne Kondom vorkommt, ob die eigenen Genitalien wie auch die der Partnerin gesund sind, wie lange der ungeschützte GV dauert .....
Wenn Sie Ihrer Freundin nicht glauben können, wäre auch das ein Thema für das Gespräch in der Beratungsstelle.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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Geschrieben von:
Anonym
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Die Praktiken jedoch, wie GV mit Kondom und Berührung des Kitzlers/der Scheide ohne größere Wunden an der Hand gelten doch als eher ungefährlich, oder ?
Sie hat vorher nie gelogen und ist auch ein sehr liebenswerter Mensch, doch das Bild meiner Freundin hat sich schon sehr verändert seitdem...vor allem wie sie damit umgegangen ist und mit der Tatsache, dass sie sich nicht helfen lassen wollte.
Ich befürchte, dass die Ausprache meines Misstrauens sie schon sehr verletzen würde und bin deswegen sehr zurückhaltend. Es verletzt sie natürlich auch, dass ich körperlich so viel Abstand von ihr genommen habe (wir hatten seitdem zweimal GV mit Kondom und ich sie einmal mit der Hand befriedigt), da wir vorher eine sehr rege körperliche Beziehung hatten... langfristig scheint es also unumgänglich mit ihr zu reden, aber ich befürchte einfach eine direkte Konfrontation schadet ihr wieder, gerade mit dem Thema einer sehr schweren Krankheit!
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Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Hallo Anonym,
ja, die beschriebenen Praktiken gelten als ungefährlich, auf jeden Fall bzgl. HIV.
Dass Ihre Freundin zunächst einmal nicht viel über die Vergewaltigung sprechen möchte ist nicht ungewöhnlich, auch dass sie evtl. noch nicht so weit ist, Hilfe zu suchen. Dieser Umgang mit sexueller Gewalt ist bei Opfern oftmals mit viel Scham zu erklären, die durch die Gewalttat am Intimbereich ausgelöst werden kann. Dann übernehmen die Opfer eine Verantwortung, die eigentlich beim Täter liegt. Diese Affekte zu sortieren und zu versuchen, sie dort zu lassen, wo sie eigentlich hin gehören, kann einige Zeit dauern.
Die mitbetroffenen Partner, Sie in diesem Fall, haben oft ähnlich komplizierte Gefühlsgemengelagen, die bei Ihnen in eine starke Angst vor einer Ansteckung mündet.
Sie erwähnen in Ihrer letzten mail nicht mehr die Möglichkeit, dass Sie sich Hilfe (z. B. in einer Beratungsstelle) holen. Damit tun Sie genau das, was Sie bei Ihrer Freundin nicht verstehen.
Es ist zu fürchten, dass selbst ein Gespräch mit Ihrer Freundin Ihnen die Angst nicht nehmen wird, wenn sie Ihr weiterhin unterstellen, dass sie evtl. lügen könnte. Daher ist es hilfreicher, wenn Sie bei sich selbst, Ihrer Angst und dem Denken, dass Ihre Freundin Sie belügen könnte, ansetzen. Es wäre auch interessant, wenn Sie sich ansehen könnten, was die Tatsache, dass Ihre Freundin vergewaltigt wurde, für Sie bedeutet. Sie reduzieren alle damit einhergehenden Affekte auf die mögliche Ansteckung. Anders herum verdeckt diese Angst alles Andere, was für Sie an Bedeutungen in dieser Tatsache liegt.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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