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Thema: HIV-Infektion möglich und Test sinnvoll?
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Geschrieben von:
ängstlicher
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Hallo zusammen!
Hatte vor einer Woche im Urlaub Sex im Bordell (nur vaginal). Eigentlich war ich mir sicher, dass die Prostituierte ein Kondom übergezogen hat. Allerdings kamen mir Zweifel, ob dies auch wirklich der Fall war, da eine Menge Alkohol im Spiel war (ich weiß, klingt total bescheuert, aber war mein erstes Mal mit einer Prostituierten und daher war ich wohl etwas überfordert). Bordell machte einen sauberen Eindruck, mit duschen vor und nach dem Sex.
Jedenfalls war ich mit zwei Freunden in dem Bordell und diese sagten mir nach Anfrage, dass bei beiden ganz sicher ungefragt ein Kondom verwendet wurde. Außerdem schätze ich, dass sich auch die Prostituierte vor eventuellen Risiken schützen will.
Ich gehe mal ganz stark davon aus, dass mein schlechtes Gewissen mir einen Streich spielt und auf meine Psyche drückt.
Wie auch immer, würde mich gerne testen lassen um absolute Sicherheit zu haben, allerdings finde ich eine 12 wöchige Wartezeit extrem lang. Im Internet habe ich etwas über den PCR-Test erfahren, der nach mindestens 15 Tagen ein aussagefähiges Ergebnis liefern soll, sofern dieses negativ ausfällt. Die Kosten sind mir egal, da ich nur endlich meine Gedanken weg von diesem Thema haben will.
Kann mir vielleicht jemand weiterhelfen wie meine Lage einzuschätzen ist?
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Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Hallo ängstlicher,
alles deutet darauf hin, dass auch „Ihre“ Prostituierte wahrscheinlich ein Kondom mit Ihnen verwendet hat.
Falls nicht, hätten Sie ein Risiko nur in dem Fall gehabt, dass „Ihre“ Prostituierte HIV-infiziert gewesen wäre.
Falls sie positiv ist, wäre die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Sie bei dem möglicherweise ungeschützten GV Glück gehabt haben und die HIV-infizierte Prostituierte Sie nicht angesteckt hat.
Alles in allem halte ich es also für sehr unwahrscheinlich, dass Sie sich dabei infiziert haben.
Sicherheit bekommen Sie entweder durch Wiedereinsetzen Ihrer Erinnerung bzgl. Kondomgebrauch oder den Test.
Ob Sie sich allerdings bei der PCR einen Gefallen tun, ist zweifelhaft, da Sie bei der PCR mit einem falsch positiven Ergebnis rechnen müssen. Überlegen Sie sich gut, ob 12 Wochen ohne Ergebnis warten nicht besser sein könnte als evtl. mit einem positiven Ergebnis, das schwer zu interpretieren ist, umzugehen.
Die PCR wird genau deshalb nicht bei Menschen mit sehr geringem Infektionsrisiko (zu denen könnten wir Sie zählen) eingesetzt, weil die Wahrscheinlichkeit eines falsch positiven Ergebnisses umso höher ist, umso geringer das Infektionsrisiko ist. Dieses Phänomen hängt mit dem zusammen, was Fachleute den „prädiktiven Wert“ eines Tests nennen. Und dabei ist der gute alte Antikörper-Test in Kombination mit einem Bestätigungstest, falls der erste positiv ausfällt, immer noch mit Abstand am sichersten.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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Geschrieben von:
ängstlicher
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Hallo Herr Frank!
Vielen Dank für die doch sehr beruhigenden Worte und Ihre objektive Einschätzung der Lage.
Sie werden sicherlich verstehen, dass man sich in so eine Lage ganz stark hineinsteigern kann.
Wie ich schon geschrieben hatte, bin ich mir eigentlich dessen bewusst, dass mein Ansteckungsrisiko eher gering ausfällt. Ist wohl vielmehr das schlechte Gewissen, einen solchen Dienst in Anspruch genommen zu haben.
Abschließend noch einige Fragen zum PCR-Test: Der Umstand eines erhöhten Risikos, dass der Test falsch positiv ausfällt je niedriger das Infektionsrisiko ist, war mir nicht bewusst. Vielen Dank für die Info. Aber entspricht es denn den Tatsachen, dass ein negatives Ergebniss zu 100% sicher ist? Und was wäre der nächste Schritt bei einem (falsch) positiven Ergebnis des Testes, muss man dann die 12 Wochen abwarten bis man den AK-Test machen kann?
Was den AK-Test angeht, sind die heutzutage überall verwendeten AK-Tests Tests der 4. Generation (also Antikörper und p24-Antigen kombiniert)? Und macht es vielleicht Sinn den AK-Test schon nach ca. 4-6 Wochen zu machen, da dann doch entweder der p24- oder Antikörpertest ein sicheres Ergebnis zeigen müsste.
Ich hoffe, ich überlade Sie nicht mit meinen Fragen! (Ich muss halt dringend mit jemanden reden und bin wirklich dankbar für ein solches Forum)
Vielen Dank für Ihre Antworten im Voraus!
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Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Hallo ängstlicher,
die Einschätzung, die ich geschrieben habe, ist nicht objektiv, sondern meine Sicht, wobei ich mich bemühe, mich an dem wissenschaftlichen Stand der Dinge auszurichten, was Sie möglicherweise mit „objektiv“ gemeint haben.
Es gibt keine 100%-ige Sicherheit, auch nicht bei einer negativen PCR. Allerdings ist die PCR im negativen Fall nach ca. 2 Wochen schon recht sicher. Und tatsächlich ist bei einer positiven PCR die Frage, was zu tun ist. Wenn Geld keine Rolle spielt, ist natürlich eine zweite PCR möglich, es kann aber auch gewartet werden, bis die 12 Wochen nach dem Ereignis um sind bzw. der AK-Test könnte natürlich auch vor der 12 – Wochen-Frist versucht werden. Möglicherweise wird bei einer positiven PCR auch ein Bestätigungstest wie der Westernblot empfohlen, diese werden auch zur Bestätigung eines positiven AK-Test verwendet.
Ich frage mich schon, ob Sie, der Sie sich „Ängstlicher“ nennen, mit einem positiven PCR-Ergebnis umgehen könnten. Jeder AK-Test, den Sie danach machen und der vor dem Ablauf von 12 Wochen durchgeführt wird und negativ bleibt, hätte ja den Charakter des Vorläufigen.
Welche Testgeneration wo eingesetzt wird, müssen Sie vor Ort erfragen, das weiß ich nicht.
Sie können den AK-Test schon nach ca. 4-6 Wochen machen, wenn Sie die Vorläufigkeit eines negativen Ergebnisses sicher vor Augen haben. Das p24-Antigen ist etwas, was dieser Test schon recht früh anzeigt und auch die AK sind oft schon nach einigen Wochen nachweisbar. Allerdings gibt es verzögerte AK-Bildungen, was nicht allzu oft vorkommt, aber was eben sein kann, weshalb ein negativer AK-Test vor Ablauf von ca. 12 Wochen nicht als gültige Aussage gewertet werden sollte.
Der Nachweis von p24-AG wäre genauso wie ein Nachweis von AK immer zu überprüfen mit einem bestätigenden, anderen Testverfahren und ist für sich kein sicheres Instrument in der HIV-Diagnostik.
Es könnte sein, dass Ihnen ein persönliches Gespräch in einer Beratungsstelle mehr bringt als der eine oder andere Test, denn was sicher ist, ist dieses: Sie haben Angst. Die wird bei Ihnen im Moment von HIV „gebündelt“ und wird evtl. mit einem gültigen negativen Ergebnis im AK-Test nach 12 Wochen weniger werden, aber wahrscheinlich in eher diffuser Form bleiben – und sich dann wo anders wieder neu entfalten.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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