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Thema: Verantwortungsbewusstsein - Hysterie?
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Autor |
Beitrag |
Geschrieben von:
Rainer
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Hallo, es wäre nett, von Ihnen eine Meinung bez. verantwortungsbew. Verhalten bzw. "Hysterie" zu bekommen:
Ich treffe mich mit einer verheirateten Frau,die mit ihrem Mann allerdings eine "offene" Ehe praktiziert. Jeder hat seine Freiheit, teilt dem anderen aber nicht mit, ob und inwieweit er diese Freiheit "nutzt". (So nach dem Motto: Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss...). Obwohl beide vor einigen Monaten sich negativ haben testen lassen, neige ich dazu, nur geschützten Verkehr mit ihr zu haben. Mir wird dafür fehlendes Vertrauen bzw. Hysterie vorgeworfen. Ich sehe mein Risiko (ungeschützt) statistisch betrachtet als äusserst minimal an, will aber das minimale Restrisiko auch noch ausschliessen. Und frage mich: Wo endet verantwortungsbewusstes Verhalten, wo beginnt Hysterie?
freundl. Grüße!
R.
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Geschrieben von:
Gisela Staack
FB Gesundheit
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Ich kann kein hysterisches Vehalten entdecken. Sie schützen sich selbst und damit vielleicht auch ihre Partner und Partnerinnen.
Wenn eine oder mehrere Beziehungen offen geführt werden, ist Kondomgebrauch äußerst sinnvoll !
HIV ist bei frischer Infektion sehr viel infektiöser als später, wenn dann schon die Immunabwehr sich aufgestellt hat. Und keiner der Beteiligten merkt etwas davon.
Anders ist die Lage zu bewerten, wenn zwei Menschen sich Treue gelobten und sich auch gegenseitig glauben.
Solange Beziehungen wechseln , ist das Kondom zum Schutz beider Beteiligten angebracht. eine Begründung für das Kondom sollte nicht gefordert werden, schließlich schützt es beide. Sie handeln vertrauenswürdig und nicht hysterisch. Eine HIV-Infektion bleibt fürs ganze Leben ! Das Risiko ist vielleicht nicht groß, aber schwerwiegend.
Ungefähr die Hälfte aller Infizierten kann über die Infektionsquelle keine Angaben machen .
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Zuletzt geändert am 03.07.2008 um 13:59:52 von Gisela Staack.
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Geschrieben von:
Rainer
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Hallo Fr. Staack,
Vielen Dank für Ihre Antwort. Es tut weh, dass sich die Frau, für die ich so viel empfinde, aufgrund meines "fehlenden Vertrauens" von mir
distanziert. Sie nimmt meine Einstellung persönlich und wirft mir vor, ich halte sie für eine, die mit jedem....
HIV und AIDS sind in der öffentlichen Meinung wenig präsent. Das "Erwachen" kommt stets hinterher. Ich werde als "phobisch" hingestellt,
und stehe mit meiner Einstellung alleine da.
Meine pers. Vorbelastung - Aids-Todesfall in der Verwandschaft - interessiert niemanden. Ausserdem habe ich es in meinem engsten Umfeld auch mal
mitbekommen, wie jemand 3 Monate "auf dem Zahnfleisch" daherkam, bis ein Test aussagefähig war, und anschließend laufend die Testergebnisse angezweifelt hat. Daher (und auch wenn ich die Beiträge in diesem Forum lese) weiss ich, daß HIV u. Ust. große Macht über die Psyche ausüben kann.
Selbst Freunde reagieren mit Unverständnis. Da herrscht die Einstellung: Einmal negativ getestet, danach kann man bedenkenlos "loslegen".
Dass ein Test nur in Verbindung mit Monogamie wirklich Sicherheit bietet, wird ignoriert.
Ich vermisse die köperliche Nähe zu ihr sehr, fühle mir aber durch Ihre Antwort den Rücken gestärkt, so daß ich es hoffentlich schaffe,
meinem Standpunkt treu zu bleiben.
Liebe Grüße
R.
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Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Hallo Rainer,
da Frau Staack in Urlaub ist noch ein Gedanke von mir.
Es scheint mir wichtig, die Empörung Ihrer Partnerin bzgl. Ihres mangelnden Vertrauens besser zu verstehen. Es könnte hilfreich sein, über die jeweils ausgelösten Gefühle und Gedanken miteinander im Gespräch zu sein. Und über die jeweiligen Aktivitäten im Bereich Erotik. Vielleicht haben Sie mit Ihrer Partnerin nie über ihre sexuellen Aktivitäten gesprochen und vielleicht ist es ja so, dass sie mit Ihnen und ihrem Ehemann zufrieden ist und keine weiteren sexuellen Kontakte hat, zumindest keine mit HIV-Risiko. Dann wäre ihre Empörung verständlicher und Sie müssten sich der Frage stellen, warum Sie Ihrer Partnerin nicht glauben können, dass sie nur mit Ihnen und Ihrem Ehemann schläft.
Denn ohne Vertrauen geht es schlecht, auf Kondome zu verzichten (wenn mensch sicher gehen will). Bei monogamen Verhältnissen muss auch vertraut werden, dass der/die PartnerIn auch konsequent monogam ist. Die Alternative ist, Kondome bei Außenbeziehungen zu verwenden. Auch darauf muss mensch vertrauen können bei der/dem PartnerIn.
Ihre Partnerin und deren Ehemann haben beide einen Test gemacht und waren beide negativ. Würde Ihre Partnerin jetzt immer Kondome verwenden, nur bei Ihnen nicht, könnten Sie, wenn Sie ihr vertrauen würden, ohne Kondom ohne Risiko einer HIV-Infektion mit ihr schlafen, vorausgesetzt Sie wissen, dass Sie ebenfalls negativ sind.
Würde Ihre Partnerin auch beim Ehemann keine Kondome nehmen, müssten Sie, um den gleichen Effekt zu haben, auch dem Ehemann Ihrer Partnerin vertrauen können.
Das ist Ihre Situation als ein Mensch, der die HIV-Infektion auf jeden Fall konsequent vermeiden will.
Menschen, und zu denen gehört evtl. Ihre Partnerin, die in dieser Beziehung nicht so konsequent sind, sind bereit, das eine oder andere Risiko einzugehen. Oder machen sich weniger Gedanken um die Risiken.
Die Frage ist, ob es Ihnen gelingt, hier den nötigen Kompromiss zu finden. Dies wird um so einfacher sein, je besser Sie Ihre jeweiligen Standpunkte vertreten und verstehen.
Vielleicht ist auch ein Faktor im Spiel, den Sie nicht erwähnt haben, z. B. Eifersucht, die bei Ihnen da sein könnte und sich evtl. auch indirekt bemerkbar macht.
Wenn Sie mit der Klärung nicht gut weiter kommen, können Sie bei Beratungsstellen Hilfestellung bekommen.
Gutes Gelingen wünscht
Günther Frank
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