Thema: Risikokontakt

Sehr geehrte Frau Staack,
vor etwa 14 Tagen hatte ich einen sog. Risikokontakt im Ausland. "Risikokontakt" deshalb, weil ich feststellen musste, dass mein neuer Bekannter, mit dem ich (weiblich) zwischen Weihnachten und Neujahr erstmalig (& letztmalig) zusammen war, offenbar sehr viele wechselnde Sexual-Partnerschaften / One-Night-Stands im vergangenen Sommer eingegangen ist (insbesondere mit Touristinnen aus aller Herren Länder). Darüber hinaus steht er auf Praktiken wie Analsex, Gruppensex und Natursektspiele… Leider habe ich das alles erst zu spät erfahren. WIr hatten während meines Besuchs bei ihm im Ausland dann einige Male Sex – zuerst mit Kondom, doch dann auch ohne – ich hatte mich dazu leider überreden lassen und dann jedoch darauf bestanden, dass wir den "koitus inerruptus" praktizieren, um vaginal kein Sperma aufzunehmen. Auch beim Fellatio habe ich kein Sperma aufgenommen, bin aber nicht sicher, ob eventuell noch etwas Restsperma an seinem Penis war?!? Auch habe ich Sperma an meinen Händen gehabt, als ich mit einem Taschentuch sein Sperma von meinem Bauch abgewischt habe. Ich habe mich dann schließlich auch zum Analsex überreden lassen, allerdings mit Kondom und habe es auch sogleich wieder abgebrochen. Darüber hinaus haben wir Cunnilingus praktiziert und uns geküsst.
Kurz vor meiner Anreise litt ich an einer Harnröhreninfektion und habe Antibiotika eingenommen, was bei Frauen ja die Schleimhaut etwas angreifen kann, bzw. die gesunden Milchsäurebakterien abtötet und Pilze entstehen lassen kann, zudem hatte ich kurz vorher eine Erkältung und daher eine evtl. gereizte Rachenschleimhaut. Nachdem ich die Beziehung dann beendet habe und wieder zuhause war, informierte mich mein "Bekannter", dass sein Penis jucken würde und weiße Tropfen austreten würden. Darauf hat mein Urologoe nochmals einen Urin-Kontrolltest gemacht und das Ergebnis war negativ. Keine Pilze, keine Bakterien. Und da bekam ich plötzlich Panik: Kann es sein, dass mein "Bekannter" evtl. HIV pos. ist und sich aufgrund einer bereits eingetretenen Immun-Schwäche bei mir mit latent vorhandenen Pilzen infiziert haben könnte (er litt auch gerade aktuell an Fußpilz) und könnte ich mich evtl. auch nun bei ihm durch den praktizierten Sex infiziert haben? Ich werde auf jeden Fall einen Test nach 12 Wochen durchführen lassen, aber ich beobachte mich im Moment hypergenau und jede geschwollene Lymphdrüse, jede Müdigkeit, jedes Schwächegefühl oder schmerzende Gelenk führe ich auf eine HIV-Infektion zurück. Wie hoch ist Ihrer Meinung nach mein Risiko??? Haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort!!!

Guten Tag ,
die Situation ist nicht ganz sicher zu beurteilen. Die Mitteilung ihres "Bekannten" nach dem Urlaub habe ich schon öfter gehört. Über eine Infektion von ihm können wir hier nur spekulieren.
Auch wenn sie sehr kritisch und "vorsichtig " waren, kann eine Infektion noch nicht ausgeschlossen werden.
Denn leider hat ihre Vorsicht nicht zu einem durchgängigen Kondomgebrauch geführt.
Ihre Urlaubsbekanntschaft kann sich eigentlich bei ihnen nicht angesteckt haben - es sei denn mit einer schon lange bestehenden HIV-Infektion. Sie könnten sich ggf bei ihm infiziert haben. Vielleicht hat er zur Abwehr eines Verdachts seine Beschwerden vorgebracht.....
Über Hände oder Bauchhaut sehe ich kein Risiko, aber vielleicht über den sexuellen Kontakt - auch ohne Samenerguss. Ihr Risiko ist sicher klein einzuschätzen, aber was nützt das, wenn es passiert ist.
Ihr Vorsatz für einen HIV-Test nach Ablauf der 12 Wochen ist ein guter Vorsatz. Dann liefert der Test ein sicheres Resultat. Versuchen Sie , solange nicht nachzudenken, sondern einen Termin zu vereinbaren. Mehr können sie jetzt nicht tun.

Sehr geehrte Frau S taack,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort, die leider genau meine Befürchtungen widerspiegelt. Ich habe gelesen, dass im sog. Vor-Ejakulat angeblich noch nicht genügend "HIV-Material" enthalten sein soll, um sich zu infizieren. Wie hoch ist denn das Risiko rein theoretisch für mich einzustufen? Ist es normal, dass man bereits nach einer Woche das Empfinden hat, man würde sich manchmal ein bißchen schwach fühlen, müde sein, leicht geschwollene Lymphknoten am Hals fühlen können, oder spielt hier auch die Psyche eine größere Rolle dabei??? Für Ihre Antwort schon jetzt herzlichen Dank im Voraus!

Ihre Befürchtungen kann ich leider nicht ausräumen. Natürlich ist eine Infektion wahrscheinlicher, wenn mehr virushaltiges Material im Spiel ist. Aber "rein theoretische" Zahlen dazu gibt es nicht. Auch verändert sich die Viruslast bei einem Infizierten sehr stark.
Leicht geschwollene Lymphknoten kommen jahreszeitbedingt grade häufiger vor. Die Psyche spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Bedauerlicherweise kann ich ihnen keine beruhigenderen Informationen anbieten.

Hallo liebe Frau Staack,
die 12 quälenden, langen Wochen sind nun endlich vorüber und ich bin froh, dass ich zu IHNEN zum Test gekommen bin. Heute haben Sie mir nun persönlich mitgeteilt, dass ich zu meinem unfassbaren Glück negativ getestet wurde. Ich möchte mich bei Ihnen nochmals ganz herzlich vor dem Forum für das sehr offene und einfühlsame Gespräch mit Ihnen bedanken und jeden ermuntern, bei Unsicherheit einen HIV-Test durchzuführen – nur so bekommt man seine Angst endgültig aus dem Kopf und es ist ein Ende der quälenden Gedanken und der ständigen Selbstbeobachtungen und Symptom-Phantasien (von plötzlich auftretenden Gelenkschmerzen, Stechen im Oberbauch, geschwollene Lymphdrüsen am Hals, Müdigkeit etc.) in Sicht. Ich hoffe, liebe Frau Staack, dass Sie dem Forum noch sehr, sehr lange (auch in persönlichen Gesprächen und bei der Testdurchführung) zur Verfügung stehen und dass Sie hoffentlich jedem ein gutes Testergebnis übermitteln können!!! Erleichterte Grüße von \"E5–E6-64-w\"!!!

Dankeschön ! Alles Gute für sie !

Danke :-) Ihnen auch!!!! Ich persönlich habe meine Lektion gelernt – und nebenbei auch ganz viel über HIV…
Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen… Liebe Grüße!