Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Hallo Liebe88,
ich fühle mich durch Ihre weiteren Fragen nicht angegriffen, sondern sehe Ihre Fragen als berechtigt und völlig in Ordnung, dazu haben wir dieses Forum ja geschaffen. Daher ist es gut, dass Sie Ihre Befürchtung, ich könnte mich angegriffen fühlen, beiseite gelassen haben und Ihre These formuliert haben.
Die Unklarheit, die Sie haben, entsteht durch die Vermischung von 2 unterschiedlichen Ebenen, nämlich der (rein theoretischen) nach der Inaktivierung von HIV und der (eher lebenspraktischen) nach einer möglichen Infektion mit HIV.
„Inaktiv“ bedeutet in der Tat, dass das Virus seiner Fähigkeit, sich im Körper fest zu setzen, beraubt ist.
Die Infektion ist nur möglich, wenn eine ausreichende Virusmenge in den Körper gelangt, was im Fall von HIV nur über wenige Eintrittpforten möglich ist. Das inaktivierte Virus hat seine Fähigkeit verloren, bestimmte Zellen im menschlichen Körper zu infizieren. Das hat mit der Oberfläche der Virushülle zu tun, dort sitzen Proteine, die wie ein Schlüssel funktionieren, um in die Zielzellen eindringen zu können. Austrocknung verändert die Virushülle in einer Weise, dass eine dann erfolgende Wässerung diese nicht wieder her stellen würde, sondern eher die Konzentration der Viren insgesamt weiter absenken würde. Klar hat noch kein Versuch statt gefunden, HIV-haltiges, eingetrocknetes Blut mit Wasser vermischt zu injizieren, um zu sehen, ob eine Infektion statt findet. Es ist jedoch davon aus zu gehen, dass ein solcher Versuch nicht zu einer Infektion mit HIV führen würde (andere Krankheiten, ausgelöst von stabileren Erregern, wären allerdings zu befürchten!).
Was es jedoch gibt sind indirekte Hinweise. Liegt z. B. irgendwo eine Spritze herum, in der Blutreste mit HIV vorhanden sind, so hat es nach meiner Kenntnis, wenn sich eine andere Person aus Versehen damit sticht, noch keine Infektionen gegeben, wenn es sich nicht um frisches Blut handelte. Umgekehrt haben sich, als HIV noch nicht bekannt war, eine Menge Menschen infiziert, indem sie, beim Spritzen von Drogen, die Spritze mit dem frischen Blut von einer anderen, infizierten, Person darin dafür benutzt haben.
Im Wohnalltag, also ohne Spritzen und Injektionen, wäre selbst frisches HIV-haltiges Blut oder Sperma, das z. B. auf einen Tisch getropft ist, für die gesunde Haut einer anderen Person kein Risiko, weshalb die sogenannten Schmierinfektionen bei HIV nicht vorkommen.
Daher brauchen Sie Ihre Wohnung sicher nicht nach Blut- oder Spermaresten von Ihrem Ex-Mitbewohner absuchen, da diese kein Risiko einer Infektion darstellen.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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