Geschrieben von:
Guenther Frank
FD Gesundheit
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Hallo Anonym,
auch ich sehe bei Ihnen keine große Wahrscheinlichkeit, dass Sie infiziert sein könnten. Die kleine Restunsicherheit ist allerdings nur mit dem Test zu klären.
Die Zuverlässigkeit des Heimtests kann ich ohne Nennung des Produktnamens nicht einschätzen.
Ich rate Ihnen allerdings davon ab, weil Sie dann mit dem Ergebnis zunächst ohne professionelle Hilfe zurecht kommen müssten. Und ein Test, den Sie selbst durchführen, liefert möglicherweise, z. B. durch die nicht vorhandene Routine der Durchführenden, auch kein so zuverlässiges Ergebnis wie es erzielt werden kann mit der Routine eines Labors. Wie bewältigen Sie denn zu Hause ein (möglicherweise falsch) positives Ergebnis?
Ob Ihre Verbeamtung durch eine bekannte HIV-Infektion verhindert werden könnte, kommt auf Ihren Dienstherren / Ihre Dienstdame an. Mein Kenntnisstand ist, dass es hier v. a. im Bundesland Bayern Probleme gibt.
Alles spricht dafür, das anonyme Angebot eines Gesundheitsamtes zu nutzen. Dann hätten Sie ein zuverlässiges Testverfahren, dessen Ergebnis Sie glauben können, eine fachkompetente Person, die Sie vor dem Test und bei der Ergebnismitteilung berät und Ihnen bei Bedarf auch weitere Hilfsmöglichkeiten aufzeigen kann. Sie könnten sich in einer dortigen AIDS-Beratungsstelle auch zu Ihren Ängsten beraten lassen.
Wie oft welche Tests falsch positive Ergebnisse bringen, hängt nicht nur von den Tests selbst ab, sondern auch von der Wahrscheinlichkeit, dass die getesteten Personen tatsächlich positiv sind.
Da Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ sind, haben Sie von daher ein etwas höheres Risiko, dass ein Test, wenn er bei Ihnen positiv ist, dann falsch positiv ist.
In den mir bekannten Gesundheitsämtern würde, wie bei uns auch, mit einem positiven Test sofort, also mit derselben Blutprobe, ein noch genauerer Bestätigungstest gemacht, so dass Sie als Getestete nicht mit einem möglicherweise falsch positivem Ergebnis konfrontiert werden. Das ist bei dem Heimtest leider nicht der Fall.
Schutzimpfungen und Wurzelbehandlungen führen nach meinen Kenntnissen nicht zu falsch positiven Ergebnissen. Die Tests, die wir machen, reagieren sehr genau auf HIV-Antikörper und ein Antigen der Virushülle (p24).
Ich glaube nicht, dass ein negativer Test Ihnen Ihre Ängste nehmen wird. Er wird Sie nur kurzzeitig entlasten. Ihre Ängste aber bleiben und verschieben sich zu einem anderen Objekt oder Feld.
Sie können ihre Ängste psychoanalytisch oder psychotherapeutisch bearbeiten, wenn Sie nicht auf Dauer mit ihnen leben möchten.
Vor dem Ergebnis des Tests müssen Sie sich aus meiner Sicht nicht fürchten, wenn Sie ihn bei einer Fachstelle wie der unseren machen lassen.
Schöne Grüße,
Günther Frank
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