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Thema: Oral bei Prostituierten doch gefährlich?

Autor Beitrag
 Verfasst am: 23.07.2007 14:57:41 Titel: Re: Oral bei Prostituierten doch gefährlich?
Hallo Lucas,

zunächst zu dem Beitrag, auf den Sie hinweisen:
Wenn wir von nicht nachgewiesenen Infektionen bei Cunnilingus schreiben, dann ist das kein Widerspruch zu dem, was Bonec im Freiermagazin beschreibt. Wir gehen nicht von einem einfachen Bericht aus, sondern von bestmöglich recherchierten Fällen. In diesem Fall würde, wenn Bonec bereit wäre, einE WissenschaftlerIn mit ihm ein Gespräch über seine Sexualpraktiken führen. In den Fällen, wo dies geschehen ist, hat sich dann ein anderes Risiko herausgeschält als das zunächst angenommene.
Konkret zu diesem Fall, ich zitiere:

"Ich konnte meinen Infektionszeitpunkt sehr genau bestimmen( starke akute Symptome) der später durch die Blutwerte bestätigt werden konnte.
Und Jungs....Die Infektion MUSS in einem euer vielgeliebten Clubs(die auch ich sehr toll fand!) geschehen sein. Aus Respekt nenne ich hier keine Namen.Ich hatte in dieser Zeit sicherlich ca 40- 50 verschiedene Kontakte,mal im Schnitt 2-3 Mal macht ca 150. War im Sommer sicher ca 3 Mal p.Woche im Club!

Meine Infektion kann nur Oral bei Ihr erfolgt sein!(Sonst alles Safe!)Dieser Infektionsweg ist eigentlich selten möglich ,aber...wahrscheinlich hatte das Mädel( Osteuropa-Russland/ Ukraine)selbst eine akute Infektion von der sie nichts wusste ..."

Dazu ist zu sagen, dass die "starken akuten Symptome" nicht genau spezifiziert sind und wenn es HIV-bezogene sein könnten bleibt zu bemerken, dass diese auch ohne HIV-Infektion auftreten können und eine HIV-Infektion auch völlig ohne diese ablaufen kann - damit will ich sagen, dass der Rückschluss auf den Inektionszeitpunkt hinterfragt werden kann. Auch durch die erwähnte spätere Analyse der Blutwerte ist ein genauer Infektionszeitpunkt nicht zu ermitteln.
Dann fällt mir an dem Bericht auf, dass Bonec zunmächst von mehreren Kontakten (ca. 2-3 mal) mit ca. 40 - 50 Frauen spricht, um dann plötzlich zu schreiben:

"Meine Infektion kann nur Oral bei Ihr erfolgt sein!"

Daraus erkenne ich, dass eine von den ca. 40 - 50 Frauen ihm in besonderer Erinnerung ist - obwohl er doch mit allen Frauen dasselbe gemacht hat und der einzelnen Person die HIV-Infektion nicht anzusehen ist. Wie kommt er darauf, dass er sich

"bei Ihr"

angesteckt hat? Über all das und einiges mehr (hat er schon mal einen HIV-Test gemacht? Wann? Ergebnis? Mögliche andere Infektionswege?) wäre zu sprechen, bevor wir sagen können, dass wir einen einigermaßen sicher dokumentierten Fall von Infektion bei Cunnilingus vor uns haben.

Sie haben das mit dem Speichel erwähnt. Es ist nicht so gemeint, dass der Speichel allein die Übertragung behindert. Aber trägt einen Teil dazu bei, indem er die beim Cunnilingus möglicherweise aufgenommene, möglicherweise infektiöse Flüssigkeit erheblich verdünnt und zudem auf HIV insgesamt einen hemmenden Einfluss hat.

Ihr Rechenexempel ist mit 0,05 % hoch angesetzt, da eine solche Zahl nachgewiesene Infektionen im Verhältnis zu nicht erfolgten Infektionen bei Cunnilingus mit infizierten Frauen voraussetzt. Da mir keine bekannt sind, wäre wohl eine sehr viel kleinere, näher bei 0 liegende Zahl zu wählen, und Sie werden berechnen können, dass diese dann 30fach erhöht immer noch zu klein erscheinen würde, um von einer ernsten Wahrscheinlichkeit ausgehen zu müssen.

Sie haben insofern Recht, als ich auch, theoretisch gedacht, mir eine Infektion bei Cunnilingus vorstellen könnte, wenn sehr lange sehr tief eindringend geleckt wird und eine hohe Konzentration von HIV in der Scheidenflüssigkeit ist oder die Frau menstruiert. Theoretisch gedacht, praktisch aber nicht nachgewiesen.

Dieses vielleicht auf Sie leichtsinnig wirkende Festhalten an den erwiesenen Infektionswegen hat einen für die Prävention hohen Wert: Cunnilingus ist eine Praktik, die bei sexuellen Begegnungen nicht selten vor / nach dem GV ausgeübt wird. Gehen die Männer, die Cunnilingus machen, davon aus, sich dabei schon infizieren zu können, werden sie auch beim anschließenden GV möglicherweise eher auf ein Kondom verzichten wollen (denkend: "Wenn, dann habe ich mich ja schon beim Lecken infiziert"). Das wollen wir vermeiden, deshalb klären wir nach wissenschaftlichen Ergebnissen auf und nicht nach theoretischen Möglichkeiten.

Mit freundlichen Grüßen,

Günther Frank
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