Lieber Herr Frank,
ich verfolge schon einige Zeit dieses Forum 7und darf ein großes Lob und Dank vorausschicken; ich denke, Ihre Arbeit hilft Menschen, klarer zu sehen und mit schwierigen Situationen umgehen zu können.
Heute wende ich mich mit Fragen an Sie, die in Teilen schon beantwortet wurden. Ich möchte Sie trotzdem um Ihre Einschätzung für meinen Fall bitten. Es geht um HIV-Risiko bei Oralverkehr (Cunnilingus).Ich bin männlich und 24.
1. Ganz generell: Wenn von Cunnilingus die Rede ist, und in diesem Zusammenhang von Irritationen oder kleinen Verletzungen im Mundbereich - was ist dann genau gemeint.
Ich habe des öfteren (fast immer) kleinere, kaum zu spürende Zahnfleischentzündungen oder Aufschürfungen im Mundbereich, sei es vom Zähneputzen, Essen, o.ä.. Ich denke, das ist nicht nur bei mir der Fall. Sind solche Irritationen schon als "Eintrittspforte" zu sehen oder si nd damit größere, deutlich zu spürende (blutende) Wunden gemeint (z.B. nach Verletzung, Zahn gezogen, etc.), die nicht "einfach so" entstehen?
2. Durch beigemengtes Menstruationsblut wird die Virenkonzentration im Vaginalsekret u.U. so erhöht, dass eine Ansteckung schon mit intakter Mundschleimheit und ohne Aufnahme größerer Mengen möglich ist.
Da ich außerhalb fester Beziehungen Geschlechtsverkehr nur geschützt vollziehe, nicht jedoch Oralverkehr, würde ich geren wissen, ob Sie hier ein Risiko sehen. Wenn man, ohne zu wissen, ob die Partnerin HIV-positiv ist und gerade menstruiert, sie oral befriedigt, dabei aber darauf achtet kein Sekret zu schlucken und überhaupt möglichst wenig aufzunehmen (man kann es nicht völlig vermeiden, mindestens an der Zunge bleiben Reste - und spaß machen soll es ja auch ;-) ) - gibt dann immer noch ein Risiko? Insbesondere in Verbindugn mit Punkt 1!
Oder würde diese Praktik als "safe" erachten?
3. Durch andere Geschlechtskrankheiten kann eine HIV-Infektion begünstigt werden, auch bei Cunnilingus. Ist es möglich, dass eine solche Geschlechtskrankheit vorliegt,man davon aber nichts weiß, oder wird das in jedem Fall erkannt? Gab es einen solchen Fall?
4. Können auch nicht sicht- oder schmeckbare Blutpartikel (vor, während oder nach der Menstruation) im Vaginalsekret ausreichen, um eine Infektion hervorzurufen?
5. Insgesamt gibt es zum Thema Oralverkehr widersprüchliche Angaben.Manche Quellen behaupten, es gäbe auch Einzelfälle von Übertragungen durch Cunnilingus. Andere sprechen nur von 7% aller HIV-Infektionen durch Oralverkehr (also z.B auch Fellatio, mit Sperma im Mund, was wohl riskanter ist als Cunnlingus). Wieder andere schließen bei Oralverkehr - zumindest empirisch gesehen - jedes Risiko völlig aus und eine letzte Gruppe möchte selbst bei passivem Oralverkehr nicht von 100%iger Sicherheit ausgehen.
Wo würden Sie sich hier ansiedeln und warum?
Quellen:
http://www.netdoktor.at/sex_partnerschaft/fakta/sex_aids_risiko.htm (Laut US-amerikanischen Studien gehen sieben Prozent aller HIV-Infektionen auf das Konto des Oralverkehrs.)
http://www.aids-aufklaerung.de/hivaids/infektionsrisiken/oralverkehr/index.html (Wer eine Frau oral befriedigt (auch Cunnilingus, Lecken genannt), dessen Risiko ist nach bisherigem Wissen vernachlässigbar gering.)
6. Abschließend: Da ich in einer festen Beziehung bin und das sehr ernst nehme, frage ich mich, ob ich - bevor es zu ungeschütztem
Verkehr kommt - einen HIV-Test machen lassen sollte, um meine Partnerin zu schützen. Ich hatte, außer von den oben geschilderten Situationen abgesehen keine Risikokontakte, da wie gesagt, alles safe ablief.
Wenn dabei kein Risiko bestand, werde ich auch keinen HIV machen.Sofern es aber ein - sei es ein noch so kleines - Risiko gab, möchte ich mich testen lassen, um für meine Freundin jede Gefahr auszuschließen. Was raten Sie mir?
Ich bedanke ganz herzlich im Voraus für die Mühe!!
Viele Grüße
Thomas